Warum Noch Skizzieren?
- René Böll
- 28. Aug. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Skizzieren erscheint auf den ersten Blick altmodisch, in Zeiten der KI könnte man doch auch den PC nach einem Foto eine Skizze machen lassen und sich so die Arbeit sehr vereinfachen?
Aber das funktioniert nur sehr bedingt, skizzieren, so wie es ein Caspar David Friedrich und viele andere Kollegen machten, ist kein Vorgang, den man an eine KI abtreten könnte. In Situ skizzieren, sich an einen, wie ich es liebe, abgelegenen Ort alleine zu begeben, mit dem Stift die Landschaft in sich aufzunehmen, ist ein Vorgang, den man nicht an eine Maschine abtreten kann.
Caspar David Friedrich kombinierte oft mehrere Skizzen zu einem Bild, zum Beispiel die Skizzen von Tannen aus dem Gebirge mit der Skizze einer Kirchenruine in der Nähe des Meeres. Er arbeitete also viel moderner, als es seine Bilder auszusagen scheinen. Er schrieb: „Die Einsamkeit brauche ich für das Gespräch mit der Natur.“
Skizzieren erfordert genaues Hinsehen, schnelles, spontanes Arbeiten und die Reduktion auf das absolut Wesentliche, gleichzeitig beinhaltet es auch die Freiheit zu verändern, wegzulassen, sich auf wenige Linien zu beschränken.
Ich gehe seit vielen Jahrzehnten gerne auf Achill alleine nur mit einem Skizzenbuch und einem Stift ausgerüstet, besonders in die Region nördlich des Croaghaun, zum Lake Bunafreva West und zum Tal von Annagh. Das Tal von Annagh an der Nordküste von Achill mit seinem Karsee und dem angrenzenden kleinen Sandstrand kann nur zu Fuß über die Berge oder mit dem Boot von der Seeseite aus erreicht werden und ist so von den Besuchermassen der wunderbaren Keem Bay verschont.Dort kann man sich den ganzen Tag aufhalten, ohne jemandem zu begegnen. Auch im Nebel herrscht dort eine ganz besondere Stimmung, die mich an die geliebte chinesische Tuschmalerei erinnert, in der die Landschaft oft nur schemenhaft wiedergegeben wird.
Der chinesische Künstler Shi Tao 石濤 sagte im 17. Jahrhundert: Das Altertum ist ein Werkzeug zur Erkenntnis. Ein Wandler zeichnet sich dadurch aus, dass er es als Werkzeug wahrnimmt, jedoch nicht zu einem der Alten wird…Deswegen nutzt der Edle das Altertum um das Heute zu eröffnen.
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