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nicht veröffentlichter Leserbrief

Aktualisiert: 5. Juni 2018

Leserbrief

"Namen sind nicht nur Schall und Rauch"

Dieser Artikel in dem ansonsten sehr geschätzten und objektiven "Atelier" hat mich äußerst erstaunt. Da kommt der typisch deutsche Sozialneid zum Vorschein, jeder, der Erfolg hat, muss "runtergemacht" werden. Sätze wie" wer in solchen Kreisen aufwächst, hat schon einen Vorsprung, bevor man überhaupt einen Beruf erwählt hat." sind unerträglich und stimmen mit der Realität nicht überein ! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass einem ein bekannter Name nicht nur nichts nützt, sondern oft ausgesprochen schadet, so sind mir Förderungen meiner Arbeit - wie mir nur hinter vorgehaltener Hand erzählt wurde - ausdrücklich deswegen nicht gegeben worden, weil ich einen bekannten Namen habe und damit gleich Geld, Einfluß etc. vorausgesetzt wurde.

Keine auch nur ansatzweise ernst zu nehmende Galerie, kein Museum würde einen Künstler wegen seines Namens ausstellen. Wir - als Angehörige sogenannter prominenter Familien - neben für uns aber das gleiche Menschenrecht wie die vom Verfasser so merkwürdig titulierten " Gewöhnlichen" in Anspruch, unseren Neigungen und unserer Berufung zu folgen und Künstler zu werden, uns um Ausstellungen zu bemühen. Die angeblichen Vorteile werden durch die real vorhandenen Nachteile mehr als aufgewogen.

Geradezu infam der Satz über Andreas von Weizsäcker. Hier werden "Weisheiten" verkündet, wie sie einfacher und -Entschuldigung - auch primitiver nicht mehr sein können.

Wenn der Kunstmarkt so einfach funktionieren würde, wer würde da nicht noch alles Kunst produzieren ? Als Gegenbeispiel kann ich Prinz Charles von Großbritannien nennen, der sicher in vieler Hinsicht - als Naturschützer ( wenn auch nicht gerade als Jäger) Beachtenswertes leistet, als Maler leider nur sehr mittelmäßig ist. Ich habe seine Werke noch auf keiner Kunstmesse, auf keiner documenta gesehen, und einen bekannteren, reicheren und einflussreicheren Künstler kenne ich nicht !

"So einfach " wie der Autor schreibt ist es eben nicht ! Auch Künstler, die die vom Verfasser genannten "besseren Voraussetzungen" haben , müssen ihre Arbeiten ja immer noch selber machen und sich nur mit Ihrer Arbeit behaupten.

Gerade die genannten Personen - die Arbeit von Gabriele Henkel kenne ich nicht und will mir deshalb dazu auch kein Urteil erlauben - eignen sich nun gerade nicht für die These des Verfassers. Hanne Darboven ist - man mag ihre Arbeit schätzen oder nicht - sicher eine der konsequentesten Künstlerinnen, die seit Jahrzehnten den ihr eigenen Weg geht, was hätte sie denn der Meinung des Verfassers nach tun sollen? Ihr Atelier und Lager unter einer Brücke aufschlagen ? Von trocken Brot und Wasser leben? Unter Pseudonym arbeiten ? Das habe ich selber eine Zeitlang versucht, weil’s nichts so nervt, wie die Frage "Bist Du der Sohn ( Tochter ) von...? Auch dies hat wenig Aussicht auf Erfolg, irgendwie kommt der Name doch raus, deswegen lieber gleich mit seinem Namen arbeiten.

Zu Walther König: seine Buchhandlung ist sicher eine der führenden Europas, das hat aber mit "Brillux" nun wirklich nichts zu tun, vielleicht hat er weniger Kredit aufnehmen müssen, als andere, na und ? Jeder, der seine Buchnadlung kennt, weiß doch, wie sehr er sich für Kunstbücher interessiert, wie phantastisch sein Sortiment ist, wie man dort auch sehr wenig verkäufliche Titel findet. Und das seine Söhne nun Galerien leiten, was ist daran so verwerflich? Sie werden sich - genau wie alle anderen Galerien - am Markt durchsetzen müssen und es eher viel schwieriger als andere " Gewöhnliche" haben.

Nichts für ungut!

Einen herzlichen Gruß

René Böll.

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